Digitale Barrierefreiheit: Ein neuer Maßstab für Inklusion im Netz

Revolution der digitalen Inklusion: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz

(TL). Ab Mitte 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft und fordert von Anbietern digitaler Produkte und Dienstleistungen umfassende Maßnahmen zur Sicherstellung von Barrierefreiheit und Inklusivität. Dies umfasst auch Prozesse wie das Kunden-Onboarding, die den neuen EU-Standards angepasst werden müssen.

Mit der EU-Richtlinie 2019/8821, dem European Accessibility Act (EAA), wird ab Juni 2025 eine neue Gesetzgebung eingeführt, die digitale Barrierefreiheit zur Pflicht macht. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Websites und digitale Produkte für alle Menschen zugänglich sind, unabhängig von motorischen, kognitiven oder sensorischen Einschränkungen.

Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von über zwei Millionen Euro sind verpflichtet, die Anforderungen der EU-Länder zu erfüllen. Diese Regelungen können über die EU-Standards hinausgehen. In Deutschland wird die Richtlinie durch das BFSG umgesetzt. Im Falle von Verstößen können Bußgelder von bis zu 100.000 Euro verhängt werden, was insbesondere Banken, Versicherer, Mobilitäts- und Telekommunikationsanbieter zur zeitnahen Auseinandersetzung mit dem Gesetz veranlasst.

Benutzerfreundlichkeit und Inklusion: Ein universeller Zugang zu digitalen Diensten

Das BFSG verfolgt das einfache Ziel: Niemandem soll der Zugang zu Online-Produkten verwehrt bleiben. Egal ob es sich um die Eröffnung eines Bankkontos, das Mieten eines Motorrollers oder die Nutzung anderer Dienste handelt, die Identitätsnachweise erfordern.

Vielfältige Faktoren können zur Ungleichheit und mangelnder Inklusion bei der Identitätsüberprüfung führen. Alter, Behinderung, neurodiverse Lebensweisen, geringe technologische Kenntnisse oder schlechte Internet-Infrastruktur stellen hierbei wesentliche Herausforderungen dar. Besonders problematisch sind Situationen für Personen ohne Ausweispapiere, die sich weder online noch offline verifizieren können, was ihre wirtschaftliche und soziale Eingliederung behindert.

Globale Herausforderungen: Der Mangel an offiziellen Ausweisdokumenten

Weltweit besitzen rund 850 Millionen Menschen kein offizielles Ausweisdokument, wie der ID4D Global Coverage Estimate Report aufzeigt. Um diese Zahl zu verringern, setzen Initiativen wie die Weltbank auf politische Einflussnahme in betroffenen Regionen und fördern die Einführung digitaler Identitäten, die langfristig in sogenannten Identity Wallets gespeichert werden könnten.

KI-Bias überwinden: Für eine gerechtere digitale Zukunft

In vielen KI-gestützten Systemen zur Identitätsüberprüfung wurden rassistische Vorurteile, sogenannte „KI-Bias“, festgestellt. Gesichtserkennungssoftware hatte Schwierigkeiten, bestimmte ethnische Gruppen zu erkennen, da die Trainingsdaten nicht repräsentativ waren. Zudem zeigt der Einsatz von KI Diskriminierungstendenzen gegenüber Frauen, indem geschlechtsspezifische Begriffe und Rollenbilder verstärkt werden.

Um diese Verzerrungen zu überwinden, gibt es Projekte, die Bias untersuchen und Toolkits für KI-Ingenieure bereitstellen. Dadurch sollen Datenverzerrungen in Algorithmen besser erkannt und reduziert werden.

Plattformansatz versus Einzellösung: Diversität in der digitalen Identitätsprüfung

Die Bedürfnisse von Menschen unterscheiden sich stark, besonders bei der Identitätsprüfung. Banken, Telekommunikationsanbieter, Versicherer und Mobilitätsdienstleister sollten auf eine breite Auswahl an Lösungen setzen, die technologische Ansätze und menschliche Expertise kombinieren. Dies kann die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit gleichermaßen erhöhen.

Inklusives digitales Onboarding: Neue Technologien für alle

Viele Dienstleister investieren in vollautomatisierte Technologien für das Kunden-Onboarding, um die Nutzererfahrung zu verbessern. Videoidentifikationsverfahren bieten eine barrierearme Möglichkeit der Identifizierung und sind besonders für Menschen mit Seh-, Sprach-, Hör-, kognitiven und motorischen Beeinträchtigungen geeignet.

Diese Plattformen sollten kompatibel mit adaptiven Tastaturen, Screenreader- und Spracherkennungssoftware sein. Ein wesentlicher Vorteil ist die Integration menschlicher Spezialisten, die flexibler auf individuelle Bedürfnisse eingehen können. Die Kombination aus menschlicher Expertise und Machine Learning trägt so maßgeblich zur digitalen Barrierefreiheit bei