Internationale Zusammenarbeit und Unabhängigkeit: Wege zu einer gerechteren Weltordnung
Das Milliarden-Desaster – Wenn internationale Hilfe zur Abhängigkeit führt
(TL). In der kargen Landschaft des afrikanischen Landes Sanubu (Anm.d.Red.: Name geändert) begann vor zehn Jahren ein gewaltiges Projekt: Der „Green Desert Plan“, finanziert von einem internationalen Bündnis westlicher Staaten und Banken, sollte die Landwirtschaft Sanubus modernisieren und das Land unabhängig von Importen machen. Doch was als humanitäre Hilfe und Partnerschaft angekündigt wurde, hat Sanubu in eine Schuldenfalle und Abhängigkeit getrieben, die heute als eines der großen Desaster der internationalen Zusammenarbeit gilt.
Der Plan begann mit großen Versprechungen: Modernste landwirtschaftliche Maschinen, Wasseraufbereitungsanlagen und neue Saatguttechnologien sollten die Wüste in fruchtbares Land verwandeln. „Das Ziel ist es, Sanubu die Werkzeuge zu geben, um selbstständig Nahrung anzubauen und unabhängig zu werden“, erklärte ein Sprecher der Weltbank damals bei der Vertragsunterzeichnung. Westliche Länder stellten Milliardenkredite bereit, um die Kosten für Infrastruktur und moderne Technologien zu decken, und führende Unternehmen im Bereich Agrartechnologie wurden beauftragt, die Ausrüstung zu liefern.
Doch von Anfang an gab es Probleme. Die westlichen Investoren und Experten ignorierten die Ratschläge der sanubischen Landwirte, die auf traditionelle Anbaumethoden setzten, die an die trockenen Klimabedingungen angepasst waren. Stattdessen wurde in den massiven Einsatz von Wasser und Hochleistungsdünger investiert, um die Erträge zu maximieren. „Sie haben uns wie Schüler behandelt, die ihre eigene Kultur und Landwirtschaft nicht verstehen“, erzählt Hamid, ein älterer Landwirt aus Sanubu. „Dabei haben wir hier seit Generationen erfolgreich gelebt.“
Das Projekt stieß bald an seine Grenzen. Die neuen Pflanzenarten, die importiert wurden, waren anfällig für die extreme Hitze und die knappen Wasserreserven Sanubus. Während die örtlichen Pflanzenarten angepasst waren und mit wenig Wasser auskamen, erforderten die neuen Saaten eine ständige Bewässerung. Die Bevölkerung stand vor einer Umweltkatastrophe, als die Grundwasserspiegel rapide sanken und die Wasserquellen versiegt waren. „Alles, was uns blieb, waren Maschinen und Felder, die ohne Wasser nichts wert waren“, klagt ein junger Bauer.
Die Schulden stiegen unaufhaltsam an. Um die neuen Technologien und das ausländische Saatgut zu bezahlen, musste Sanubu immer neue Kredite aufnehmen. Die Rückzahlungskonditionen waren hart, und ein Großteil der Kredite floss direkt zurück in die Taschen westlicher Unternehmen, die mit der Lieferung von Maschinen und Know-how beauftragt worden waren. Bald befand sich das Land in einer massiven Schuldenkrise, während die versprochenen Ernteerträge ausblieben.
Die internationalen Partner waren nicht bereit, auf die Schulden zu verzichten. Stattdessen forderten sie von der Regierung, Staatseigentum und natürliche Ressourcen wie das Land selbst und die wenigen Bodenschätze als Sicherheiten anzubieten. „Die Hilfe, die uns unabhängig machen sollte, hat uns zur Geisel unserer Helfer gemacht“, sagt der sanubische Finanzminister in einem Interview. Viele Bürger sehen in der „Unterstützung“ nur noch einen weiteren Versuch der mächtigen Staaten, die Kontrolle über die wirtschaftliche Zukunft Sanubus zu erlangen.
Ein Volksaufstand entzündete sich an dem Plan der Regierung, das Land zu privatisieren, um die Schulden zu tilgen. Sanubische Aktivisten werfen den internationalen Investoren vor, das Land durch Kredite in die Abhängigkeit zu treiben. „Sie kommen, nehmen unser Wasser, zerstören unsere Böden und verlangen dann, dass wir dafür bezahlen“, rief ein Aktivist auf einer Demonstration in der Hauptstadt aus. Sanubu geriet in eine politische Krise, und die Bevölkerung forderte das Ende aller „Hilfsprojekte“, die ihnen ihre Selbstständigkeit genommen haben.
Heute hat der Green Desert Plan Sanubu in eine wirtschaftliche Sackgasse geführt. Das Land ist überschuldet, das Agrarsystem ruiniert, und die Bevölkerung misstraut jedem Angebot von außen. Die internationale Zusammenarbeit, die als partnerschaftlicher Weg in die Unabhängigkeit begann, endete in Abhängigkeit und bitterem Zorn. „Man nennt es Entwicklungshilfe, aber eigentlich ist es eine neue Art von Kolonialismus“, klagt ein sanubischer Gelehrter, der sich gegen das Projekt ausgesprochen hatte.
Diese Geschichte zeigt, wie internationale Hilfe zur Abhängigkeit führen kann, wenn Eigeninteressen und wirtschaftlicher Druck die eigentlichen Bedürfnisse der unterstützten Länder ignorieren. Der Fall Sanubu verdeutlicht die schmalen Grenzen zwischen echter Zusammenarbeit und der Reproduktion globaler Machtverhältnisse, die statt Hilfe nur neue Abhängigkeiten schaffen.